Philosophie

Auf eine rein theoretsiche, begriffliche Weise,

durch Definition also, läßt sich Philosophie

und ihr Gegenstand nicht genau abgrenzen

und festlegen, einfach deswegen,

weil Philosophie nicht ein abstrakter ,

ein für allemal festzulegender ,

sondern ein geschichtlich gewordener

und ständig sich weiterentwickelnder Begriff ist.
Letzlich bezeichnen wir eben bestimmte ,

in der Entwicklung des menschlichen Geistes

aufgetauchte Probleme und die Versuche

zu ihrer Lösung zusammenfassend als Philosophie.
In sie alle einzudringen und sich von ihnen eine Vorstellung zu machen ist nur möglich, indem man sich in ihrem geschichtlichen Werden vergegenwärtigt.
Das heisst:

Philosophie zu treiben ist nicht möglich,

ohne Geschichte der Philosophie zu treiben.

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Eine Kunst steht abgesondert von allen anderen:

die MUSIK:

Die Musik ist das unmittelbare Abbild des Willens selbst

und damit des Wesens der Welt.

In ihr kommt das tiefste Wesen des Menschen

und aller Dinge zum Sprechen .
Unser Wille strebt, wird befriedigt und eilt weiter.

So ist die Melodie ein stetes Abirren vom Grundton , entsprechend dem vielgestaltigen Streben des Willens ,

und ein endliches Rückkehren zu diesem ,

zur Harmonie, zur Befriedigung.
So können wir die Natur und die Musik

als zwei Erscheinungsformen derselben Sache,

des einen unendlichen Weltwillens ansehen.
In der Musik ziehen alle geheimen Regungen

unseres Wesens wie ein vertrautes

und doch ewig fernes Paradies an uns vorüber.
Doch immer nur auf Augenblicke.
Die Musik ist nicht die Erlösung aus dem Leben,

sondern nur ein schöner Trost in ihm.
Um endgültige Erlösung zu erlangen,

müssen wir vom Spiel, das die Kunst darstellt,

zum Ernst übergehen.

Hans Joachim Störig- Kleine Weltgeschichte der Philosophie
( 1962 )