Das Original als Klangmassstab

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Fragt man einen Audiophilen, wo die stetige Optimierung seiner Musikanlage hinführen soll, so nennt er meist ein höheres Ziel:

 die perfekte Reproduktion des Originals in den eigenen

viel Wänden. Das ist ebenso naheliegend wie unsinnig.

 

Highender haben übersinnliche Fähigkeiten.

Ohne bei einer Musikaufnahme dabei gewesen zu sein,

wissen Sie exakt, wie deren Wiedergabe zu klingen hat.

Dieses Scheinwissen verbreiten Sie

fanatisch und mit stetig wachsendem missionarischem

Eifer unter Gleichgesinnten.

Alternative Meinungen werden nicht geduldet,

schließlich geht es um den Erhalt eines Kulturgutes.

Da ist Toleranz fehl am Platz.

Ist der Audiophile tatsächlich einmal bei einer Aufnahme

anwesend und sein akustisches Gedächnis versagt  nicht,

hilft ihm das auch nicht weiter. Das Tonsignal wurde

nämlich hinterhältigerweise bereits vor der Aufnahme

vom Toningenieur manipuliert.

Das Original ist also gar nicht mehr Original.Pech!

Parameter wie Raumtemperatur, Geruch, Sitzkomfort usw

wurden erst gar nicht aufgezeichnet, obwohl sie entscheidenden

Anteil am Live – Erlebniss haben. Auch negativen.

Soll die Pogo tanzende Horde zu Hause wirklich wiederauferstehen ? Warum zerbreche ich mir hier eigentlich ihren Kopf?

Wo doch alles so schön rund läuft, wo doch alle

Beteiligten so schön zufrieden sind.

Sie sind regelmässiger Konzertgänger.

Zuhause versuchen Sie verzweifelt,

das Erlebte zu wiederholen, was aber nicht recht gelingen will.

Weder die Berliner Symphoniker noch die Mick Jagger Rentnerkombo wollen ins heimische Wohnzimmer passen.

Also suchen Sie Hilfe in Fachpublikationnen.

Die mutmaßlich verantwortliche Komponente wird ausgetauscht.

Es kehrt kurzzeitig Zufriedenheit ein.

Dieser Zyklus wiederholt sich mit beruhigender

Regelmäßigkeit und alle sind zufrieden.

Sie, weil Sie ein prima Hobby haben.

Wir, wie Sie unsere Gazette lesen.

Ihr Händler, weil die Kasse klingelt.

Friede , Freude, Eierkuchen...bis Sie die Nase voll haben

und sich frustriert einem anderen Hobby zuwenden.

Es läuft eben doch nicht so rund wie gedacht!

Vielleicht liegt es ja an den falschen Erwartungen...

Als gestandener Highender sind Sie natürlich immer noch

der Meinung, daß es zu Hause wie „ Live „ klingen sollte.

Was sollen denn sonst die Jungs von der

Selbsthilfegruppe von Ihnen denken?

Bereits seit Jahren pilgert man wöchentlich zum ortsansässigen

Hifi Guru, um dort bei einer Pizza zu fachsimplen und das kaum vorhandene Halbwissen zu vertiefen.

Da kann man nicht mal eben den Leitsatz ändern.

Ich weiß,wovon ich rede. Ich war dabei.

Vielleicht sollten Sie das nächste Treffen einmal in

eine Musikkneipe verlegen und dem Thema

Erwachsenenbildung widmen.

Wenn Sie Glück haben, wird dort gerade Live Rock Musik gespielt.

Positionieren Sie sich in der Nähe des Schlagzeugs.

Haben Sie keine Angst, falls Ihnen diese Art der Musik nicht behagt.

Es reichen zehn Sekunden, in denen der Schlagzeuger

auf seine Drums eindrischt.

Alternativ können Sie auch den nächsten Umzug mit

Musikkapelle ( Karneval, Fasching, Schützenfest... ) besuchen.

Achten Sie in diesem Falle auf die „ dicke Trommel „.

Das dargebotene akustische Feuerwerk wird Sie innerhalb

von Sekunden zurück auf den Boden der Tatsachen beamen und vom Traum des Zu-Hause-Live- Erlebnisses kurieren.

Allein die Spitzenpegel von bis zu 120 Dezibel würden die

meisten Hifi Lautsprecher sofort röchelnd ins Jenseits befördern.

Aber selbst wenn Ihre Anlage dieser Aufgabe gewachsen ist,

werden Ihr scheppender Hörraum oder der Nachbar

dem Treiben ein jähes Ende bereiten.

Es gibt Ausnahmen. Einsiedler mit großen Hornlautsprechern....

Aber was ist denn nun der Maßstab

für hochwertige Musikreproduktion daheim ,

wenn Live Musik als Orientierung nicht taugt ?

Was erwarten Sie, wenn Sie eine Platte auflegen

und entspannt in Ihrem Lieblingssessel Platz nehmen ?

Musikwiedergabe ist eine eigenständige ,

maßstabgerecht verkleinerte Aufführung eines Werkes

in den eigenen vier Wänden.

Wie bei jedem Konzert wird sie für den Besucher zum Erlebniß,

wenn ihn die Musik begeistert.

Die Freude am Dargebotenen ist also der Maßstab.

Gut ist, was Spaß macht. So einfach ist das.

Es ist wurscht, was der Hifi Guru sagt oder die Fachpresse schreibt. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl, auch beim Gerätekauf.

Natürlich gibt es Grenzen. Klingt eine Geige wie ein Saxofon,

so existiert ein grundlegendes Problem und es fällt schwer,

mit persönlichem Geschmack zu argumentieren.

Aber selbst dann.....

wenn es gefällt und man lieber alleine Musik genießt- Bitteschön.

Gönnen Sie sich eine eigene Meinung!

Wozu brauche ich denn dann noch Fidelity !

Wir nehmen Sie bei der Hand und geben Ihnen Ratschläge

und Hinweise, verfasst von erfahrenen Hifi Kennern

mit durchaus unterschiedlichen Meinungen.

Nicht mehr und nicht weniger.

Die Schlüsse daraus müssen Sie aber schon selber ziehen.